Jamie Purviance – Der Erfolgsautor im Interview

Frage Jamie, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum unglaublichen Erfolg Deiner Grill- und Barbecue-Bücher. Antwort Vielen Dank. Man könnte meinen, das Schreiben der Weber-Bücher sei Arbeit, was es natürlich auch ist, aber für mich ist es vor allem auch ein großes Vergnügen.   Frage In Deutschland bist Du durch Deine zahlreichen Weber-Bücher von GU bestens bekannt. Allerdings wissen wir so gut wie nichts über Dich als Mensch. Wo und wie bist Du aufgewachsen? Wie war Dein Elternhaus, hast Du Geschwister, was waren Deine Hobbys in der Kindheit & Jugend? Antwort Ich wuchs in einem Vorort von New York auf. Meine…


Frage
Jamie, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum unglaublichen Erfolg Deiner Grill- und Barbecue-Bücher.

Antwort
Vielen Dank. Man könnte meinen, das Schreiben der Weber-Bücher
sei Arbeit, was es natürlich auch ist, aber für mich ist es vor allem auch ein großes Vergnügen.

 

Frage
In Deutschland bist Du durch Deine zahlreichen Weber-Bücher von GU bestens bekannt. Allerdings wissen wir so gut wie nichts über Dich als Mensch. Wo und wie bist Du aufgewachsen? Wie war Dein Elternhaus, hast Du Geschwister, was waren Deine Hobbys in der Kindheit & Jugend?

Antwort
Ich wuchs in einem Vorort von New York auf. Meine beiden Schwestern und ich haben wunderbare Eltern, die uns schulisch sehr gefordert haben, die gleichzeitig aber auch sehr gern feierten. Wir lernten sehr hart, reisten aber auch viel durch die USA und auch durch Europa. Meine Mutter war eine hervorragende Köchin, die uns immer in interessante Restaurants mitnahm und die auch zu Hause große Dinner-Partys veranstaltete. So aufgewachsen verdanke ich Ihr meine starke Beziehung zur Zubereitung von Essen. Als Junge spielte ich sehr gern und aktiv Eishockey, an der High-School und auf dem Collage nahm ich sogar an Wettkämpfen teil.

 

Frage
Du bist ja eigentlich Lehrer. Warum wolltest Du Lehrer werden,
welche Fächer hast Du unterrichtet und warum bist Du dann nach Jakarta gegangen?

Antwort
Das stimmt. Meine erste richtige Anstellung nach der Hochschule war die eines Lehrers in San Francisco. Mein Vater hatte viele Jahre an Schulen unterrichtet und deshalb hatte ich die Vorstellung, das sei ein toller Beruf. Nach einigen Jahren als Grundschullehrer packte mich jedoch das Reisefieber, ich wollte einfach noch mehr von der Welt sehen. Als ich bei einer Job-Messe in Kalifornien das Angebot erhielt, eine Stelle als Lehrer in Jakarta anzunehmen, war ich von dieser Aussicht sofort begeistert, obwohl ich im Grunde nichts über Indonesien wusste. Heute bin ich sehr froh, diesen Weg gegangen zu sein, denn Indonesien wie auch ganz Südostasien haben meine Liebe zum Grillen sehr stark geweckt. Die Geschmäcker und die Techniken haben mich enorm begeistert, auch, weil sie so gänzlich anders waren, als das was ich als Kind in einem New Yorker Vorort kennen gelernt habe.

 

Frage
Nach Deiner Rückkehr aus Indonesien bist Du an das CIA, eine der renommiertesten Kochschulen der Welt gegangen. Wie war das ohne gastronomische Ausbildung möglich und wie hast Du die nicht unerheblichen Studiengebühren aufgebracht?

Antwort
Die Anmeldung in der CIA war wieder so ein Spung ins Ungewisse für mich. Ich hatte einiges an Geld gespart und ich hatte mir auch vorgenommen, so hart es geht zu arbeiten, um mit denen Schritt zu halten, die wesentlich bessere berufliche Voraussetzungen hatten als ich. Hingabe und harte Areit zahlen sich eben mitunter aus.

 

Frage
Man sagt, die Ausbildung am CIA sei sehr hart. Erzähle uns bitte etwas mehr darüber, wie Du die Zeit in NY erlebt hast.

Antwort
Zu dieser Zeit war ich schon über 30, älter als die meisten anderen Studenten und ich hatte auch schon jahrelange Erfahrungen mit dem Schulalltag. Deshalb war ich geradezu schockiert, über den rüden Umgangston unserer CIA-Ausbilder. Viele von ihnen brüllten uns an und behandelten uns wie dumme Schuljungen. Irgendwann beschloss ich für mich, mir diesen Umgang nicht länger gefallen zu lassen. Eine Reihe meiner Ausbilder haben diese Haltung respektiert und sich daraufhin bemüht, mich respektvoller zu behandeln und mich konstruktiver auszubilden.

 

Frage
Nach dieser Ausbildung warst Du als Koch auf einem Weingut in Kalifornien tätig. Was war dort Deine wesentliche Aufgabe und warum hast Du diesen Job dann zugunsten der Zusammenarbeit mit Weber aufgegeben?

Antwort
Meine Hauptaufgabe bestand darin, für Geschäftskunden zu kochen, vornehmlich für Weinhändler, die das Napa-Valley besuchten und eine Zeit lang war das ein toller Job. Dann aber sollte ich zunehmend für Großveranstaltungen kochen, Hochzeiten beispielsweise oder auch große Frimenevents. Ich hatte aber nur eine winzige Küche zur Verfügung und war auch gerätetechnisch überhaupt nicht darauf eingerichtet, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, einen Großbrand mit der Wasserpistole löschen zu sollen. Zu dieser Zeit schrieb ich aber auch schon freiberuflich Food-Beiträge für Zeitungen und Magizine und diese Arbeit erfüllte mich so wesentlich mehr mit Kreativität, dass ich sofort die Chance ergriff, als Weber mir das Angebot unterbreitete, für sie zu schreiben und Rezepte zu entwickeln.

 

Frage
Die Zusammenarbeit mit Weber ist sicher zeitlich und inhaltlich sehr ausfüllend. Hast Du dennoch auch andere Jobs? Wirst Du z.B. als Barbecuemaster für Events gebucht?

Antwort
Freiberuflich schreibe ich auch noch Texte für andere Medien und mitunter gebe ich auch Unterricht an Kochschulen, aber meine wesentliche Zeit besteht in der Zusammenarbeit mit Weber. In den 16 Jahren die ich nun schon mit Weber zusammen arbeite ist das Unternehmen internatoional enorm gewachsen und jedes Jahr schreibe ich ein Weber-Kochbuch.

 

Frage
In einem Deiner zahlreichen Interviews habe ich gelesen, dass Du zwei Mal am Tag grillierst. Das hört sich sehr nach dem entspannten und komfortablen Leben eines Rentiers an. Wie sieht eigentlich Dein Alltag aus? Wo und wie lebst Du?

Antwort
Ich lebe und arbeite jetzt in Nord-Kalifornbien, nicht weit von San Francisco entfernt. Wie Du Dir vorstellen kannst, habe ich ein großes Anwesen mit vielen unterschiedichen Grillgeräten und die benutze ich in der Tat täglich. Dabei konzentriere mich gern jeden Tag auf ein spezielles Kochbuch. Nachdem ich eine Rezeptliste ausgearbeitet habe, probiere ich die auf dem Grill aus, mache mir Notizen, verändere, probiere wieder, bis sich jedes meiner Rezepte auf einem Niveau befindet, was einem Weber-Kochbuch gerecht wird. Danach schicke ich meine Rezepte an einige Testpersonen, um deren Meinung einzuholen. Dabei vergehen schon einige Tage, um deren Stellungnahmen zu lesen und entsprechende Korrekturen vorzunehmen. Nun ja, das bedeutet schon alles viel Arbeit, aber Sie macht Spaß und ich bin ein zufriedener Mensch!

 

Frage
Aber zwei Mal am Tag grillen geht nicht wirklich, jedenfalls nicht immer oder? Du hast doch auch geschäftliche Verpflichtungen und Termine?

Antwort
Ja sicher, es gibt auch Tage an denen ich etwas am Auto zu tun habe oder zum Zahnarzt muss oder an denen ich das Lacrossteam meines Sohnes trainiere, dann grilliere ich eben nur ein mal am Tag. In den Sommermonaten bin ich wegen der Bücher auch des Öfteren unterwegs und da geht schon eine Menge Zeit in Hotels und auf Flughäfen drauf und natürlich grilliere ich an solchen Tagen nicht.

 

Frage
Du hast allein für Weber weit mehr als 500 Rezepte veröffentlicht. So etwas tut in Deiner Liga niemand mehr allein. Wie entstehen Deine Rezepte und welche Menschen sind in Deine Rezeptentwicklung involviert?

Antwort
Die 500-Rezepte-Marke habe ich schon vor vielen Jahren geknackt. Momentan sind es glaube ich mehr als 2.000! Am schwersten waren die ersten 100. Heutzutage ist mein Hirn standing im Aufnahmemodus dafür, welche Möglichkeiten sich für meine Rezepte ergeben könnten. Wenn ich zum Beispiel in ein Restaurant gehe und dort eine Shrimps-Erbsen-Cremesuppe esse, geht es mir sofort durch den Kopf: Gegrillte Shrips mit frischer Erbsensoße. Mit Ideen wie dieser beginnt es. Dann spiele ich auf meinem Hof damit herum und sende diese Rezepte an meine Tester, inzwischen sind das mehrere Dutzend solcher Rezepttester.

 

Frage
Wie darf man sich Deinen normalen Alltag vorstellen? Hast Du ein Büro, eine Testküche, Angestellte, ein Management?

Antwort
Ja, natürlich habe ich in meinem Haus ein Büro mit Hunderten von Kochbüchern und gleich daneben befindet sich meine große Küche. Aus der Küche komme ich auf ein nettes Plätzchen in meinem Garten, an dem immer die kalifornische Sonne scheint. Zu Hause arbeite ich vollkommen alleine, aber meine Tester in den gesamten Vereinigten Staaten sind total stolz darauf, mit mir an meinen Rezepten zu arbeiten.

 

Frage
Mein Eindruck aus Interviews mit Dir ist, dass Deine Statements immer sehr charmant, aber auch ziemlich glatt und geschliffen ausfallen. Liegt das an den regelmäßig wiederkehrenden, meist gleichen Fragen?

Antwort
Diese Frage überrascht mich sehr, dennoch vielen Dank! Aber nein, ich habe nie daran gedacht, mich selbst aufzupolieren. Meine Frau und meine Kinder wären höchst amüsiert über diese Vorstellung. Ich bin wie ich bin, ein Mensch, der das Glück hatte, einen Job zu finden, in dem er sein kann wie er ist.

 

Frage
Wie wichtig ist Dir die eigene Privatsphäre und wo beginnt sie?

Antwort
Nun, ich bin ein öffentlicher Mensch, aber meine Privatsphäre beginnt ganz klar bei meiner Frau und meinen Kindern. Die Kinder sind zu kein, um selbst zu entscheiden, ob sie in den Medien sein wollen oder nicht. Meine Frau recht zurückhaltend, was die Medien betrifft und selbstverständlich respektiere ich Ihre Wünsche.

Frage
Jamie, herzlichen Dank für dieses außerordentlich interessante Gespräch!

Antwort
Danke Sven auch Dir. Mir hat das Interview sehr viel Freude gemacht, das liegt aber auch daran, dass Du offenbar sehr mit unserem Business verbunden bist.

Sven Dörge

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