Wild auf Feuer

Es geht um Wildfleisch auf dem Grill. Weiß man das, erschließt sich der Titel des Buches sofort und sehr schlüssig. Auch wenn Wildfleisch seinen Liebhaberkreis in den vergangenen 10 Jahren gewiss erweitern konnte, wird es immer ein Nischendasein fristen, was schon allein in dessen Verfügbarkeit begründet ist. Der Kosmos-Verlag versucht, eine Lanze zu brechen.  Das Unterfangen, eine Lanze für ein vorurteilsbehaftetes Lebensmittel zu brechen, ist schwierig, wenngleich auch ehrenhaft und deshalb gern zu unterstützen. Noch immer haften Wild Vorurteile an, die vor allem in dessen strengem Geschmack und in seiner, auf Grund des geringen Fettanteils schwierigen Zubereitung ihre vermeintliche…

Es geht um Wildfleisch auf dem Grill. Weiß man das, erschließt sich der Titel des Buches sofort und sehr schlüssig. Auch wenn Wildfleisch seinen Liebhaberkreis in den vergangenen 10 Jahren gewiss erweitern konnte, wird es immer ein Nischendasein fristen, was schon allein in dessen Verfügbarkeit begründet ist.

Der Kosmos-Verlag versucht, eine Lanze zu brechen. 

Das Unterfangen, eine Lanze für ein vorurteilsbehaftetes Lebensmittel zu brechen, ist schwierig, wenngleich auch ehrenhaft und deshalb gern zu unterstützen. Noch immer haften Wild Vorurteile an, die vor allem in dessen strengem Geschmack und in seiner, auf Grund des geringen Fettanteils schwierigen Zubereitung ihre vermeintliche Begründung finden. Hinzu kommt, dass Wildfleisch nie massenhaft produziert und angeboten werden kann, weshalb Wild immer ein relativ teures Nischenprodukt bleiben wird.

Die Ausgangslage für dieses Buch ist also nicht einfach, aber das soll ja keinesfalls ein Hinderungsgrund sein. Dennoch: Begeisterungsstürme wird dieses Buch leider nie erreichen, denn Begeisterung weckt man durch Emotionen und die sucht man hier vollkommen vergeblich. 

Ein sachlich-nüchternes Vorwort leitet direkt zu den Rezepten über. Dieser ungewohnte Aufbau ist ein guter Griff, könnte man hier doch sofort kulinarische Emotionen aufbauen. Aber leider geht es in den Rezepten genauso lieblos weiter, was umso bedauerlicher ist, als die Rezepte wirklich gut sind. Die dazu gehörigen Fotos sind von unterschiedlicher Qualität, oft sogar recht ordentlich, dennoch springt der emotionale Zündfunken auch hier an keiner Stelle über. Und so wird dieses Buch niemanden überzeugen, der nicht vorher auch schon gern am Wild genagt hat, ganz im Gegenteil: Die schönsten Fotos sind die der noch lebenden Tiere und so sind entzückte Ausrufe „Oh wie süß! Das kann ich doch nicht essen!“ vorprogrammiert.

Im zweiten Teil des Buches werden dann die fachlichen Dinge behandelt: Geräte, Funktionsweisen, Zubereitungen. Wie auch immer wieder in diversen Medieninterviews ist auch hier zu spüren, dass durchaus gute Fachleute befragt wurden, der Niederschreibende jedoch an keiner Stelle wirklich in die Materien eingedrungen ist. Und so bleiben viele gute Fakten oft nur aneinander gereiht, aber ohne innere Bindung.
 

Fazit: Mehrere gute Fachleute präsentieren gute Gerichte, aber leider ohne jedes Herzblut.

 

Wild auf Feuer
Kosmos, 2013
Gebunden, 128 Seiten
ISBN 978-3440135594

14,99 Euro

Sven Dörge