… einmal östlich, Unsinn: Schaschlik IST östlich!
Mehr Kritik gibt es nicht, denn dieses Buch führt uns leidenschaftlich, virtuos und außerordentlich gelungen in die Welt der gespießten Grillspezialitäten ein. Und wenn man bereit dazu ist, kann man von Stalic auch noch einiges für das Leben lernen.
Stalic Khankishiev ist dem Vernehmen nach in seiner Heimat ein Bestsellerautor und TV-Star. Was Stalic für ein Typ ist, weiß man hier nicht wirklich, Fotos und Videos jedoch zeigen einen Mann mittleren Alters mit gewitzten Augen und wenn die Übersetzung von Christina Brock authentisch ist, lügen diese Augen nicht.
Dieses Buch hat Fleisch am Knochen, denn Stalic hat, im Gegensatz zu leider sehr vielen anderen Grill-Autoren, etwas zu sagen.
Aber das Besondere und Außergewöhnliche dieses Buches resultiert auch aus einem weiteren Umstand: Stalic präsentiert uns keine Rezepte wie wir sie kennen und dennoch weiß man nach dem Lesen genau wie es geht mit diesem Schaschlik, mit dem Fleisch, dem Gemüse und mit dem Feuer. Und wenn man aufmerksam liest, weiß man hinterher auch etwas mehr darüber, worauf es im Leben ankommt.
Das unterscheidet Stalic von den allermeisten Schlaumeisen-Gurus, die lediglich etwas behaupten aber nie begründen, stets in der Erwartung dass man „Experten“ immer glaubt und blind folgt. Wissen nicht preiszugeben sichert eben Macht und die Auflage des nächsten Buches, ist aber auch sehr wohlfeil.
Stalic gibt sein Wissen preis, er teilt es mit dem Leser und versetzt ihn in die Lage, zu verstehen warum etwas geschieht. Stalic erklärt, warum er für dieses Gericht genau dieses Stück Fleisch verwendet, er erklärt auch, was bei einem anderen Stück passieren würde, denn Fleisch gart nicht einfach vor sich hin! Jedes Stück reagiert anders und jedes Stück reagiert wiederum anders auf verschiedene Arten der Feuerzuführung.
Diese Dinge muss man sehr detailliert und der Tiefe verstehen, sonst wird das nichts mit der Perfektion.
Dieses „Wissen warum“ ist bei uns nicht sehr beliebt, mitunter sogar verpönt, viel lieber wird bei uns mit oberflächlichem Kaum-Wissen operiert, aber wen wundert’s: TV-Sendungen sind voll von diesen hohlen Sprüchen und feiern die Einstellung „Muss ich nicht wissen, hab ja Google“. Damit kann man schlau klingende Sprüche klopfen, aber eigentlich bleibt man ein Stück weit Analphabet.
Es ist immer sehr wohltuend, wenn sich Menschen dieser Verblödung widersetzen.
Fazit: Ein höchst köstliches Buch! In jeder Beziehung.